Bei aller Begeisterung für „Datengetrieben“: wenn man dieses Thema nicht richtig einordnet, kann es schnell skurril werden. Dieser ganze Hype um „data driven“ muss dringend nuanciert werden…
Ich bin immer sehr vorsichtig, wenn ich lese oder höre, dass der größte Vorteil der Digitalisierung der Kommunikation ihre Messbarkeit ist.
Natürlich bieten diese Daten unglaublich viele Möglichkeiten, Rückschlüsse auf Erfolg und Misserfolg zu ziehen, daraus zu lernen und, darauf basierend, zu optimieren. Soweit so gut. Doch wie weit wollen wir dabei gehen? Und kann man die Customer Experience dabei von A/B Test zu A/B Test wirklich ganzheitlich gestalten?
Was ich an der ein oder anderen Stelle über die Jahre erlebt habe grenzt an Lächerlichkeit.
Wenn ich ehrlich bin (immer doch :-D ) – gerade in Deutschland habe ich den Eindruck, dass „data-driven“ eher wie eine Arbeitsversicherung wahrgenommen wird. Wenn es „data-driven“ ist, kann ja nichts schief gehen, oder? Und wenn es schief geht, dann bin ich nicht schuld. Die Daten sind schuld.
Im Bereich der User Experience und des Marketings vermisse ich bei Leuten und Teams, die auf „data-driven“ schwören oftmals einfach die ganzheitliche Betrachtung… Denn Kundenerlebnisse sollten ganzheitlich betrachtet und gestaltet werden und nicht auf die Summe ihrer Einzelteilen reduziert werden.
Es wäre fahrlässig, Daten außen vor zu lassen, ich glaube da sein wir uns alle einig. Doch sollten wir dabei unseren gesunden Menschenverstand abschalten und Daten bestimmen lassen? Vergessen wir dabei nicht, dass es Aspekte gibt, die in Zahlen eben nicht auftauchen können? Werden wir nicht immer kurzsichtiger? Die Frage muss erlaubt sein…
Ich muss hier zum Beispiel u.a. an den von Zalando angekündigten Stellenabbau denken.
Oder an Webseiten die sechs Monate lang von A/B Test zu A/B Test optimiert werden, obwohl drei Telefonate, ein wenig gesunder Menschenverstand und Erfahrungswerte eines UX-Designers das Gleiche (oder sogar ein noch besseres) Ergebnis gebracht hätten.
Oder auch an Headlines die immer weiter emotionalisiert wurden (oder Klcikbait-Mechanismen einsetzen), weil die Durchklickraten immer weiter stiegen, ohne wirklich Rücksicht auf die sich ändernde Wahrnehmung des Mediums (oder die „Content-Marke“) – siehe z.B. Focus Online, die ich persönlich nicht mehr ernst nehmen kann…
Ich finde es bedenklich, wenn der Hype um „datengetrieben“ dazu führt, dass wir scheinbar das Gehirn sofort abschalten, wenn wir auf Daten schauen.
Sollten wir uns Daten bedienen oder sollen Daten uns treiben?
Frankenstein’s Monster war auch data-driven.