Seit Jahren sprechen, schreiben und reden immer mehr Marketer und Publisher über ein Thema: Influencer Marketing. Was mich persönlich an dem Thema und den Diskussionen nervt: Influencer Marketing ist (oft) die falsche Antwort auf die falsche Frage.

Ich bin nicht wirklich ein Typ, der professionellen YouTubern oder Instagrammern folgt, deshalb kriege ich gar nicht so viel von diesen Produktplatzierungen mit, dennoch kann ich mich dem auch nicht ganz entziehen. Egal wo man sich bewegt – irgendwo, irgendwann stößt man auf dieses Influencer Marketing (damit meine ich in diesem Kontext Produktplatzierungen, denn es gibt verschiedene Formen des Influencer Marketings…).

Und jedes Mal ärgere ich mich und denke: es ist die falsche Antwort auf die falsche Frage. Je peinlicher die Produktplatzierung, desto lauter wird die innere Stimme. Jetzt ist es kaum mehr auszuhalten.

Lauter als eine Bombenexplosion wird diese, wenn ich über Aktionen wie den Coral-Influencer-Fail stoße (aber danke trotzdem für den Lachanfall!). Weitere Beispiele gefälligst > hier, hier oder hier.

Wenn Influencer Marketing die Antwort ist, was war die Frage?

Ich frage mich oft: was treibt Marken und Unternehmen wohl dazu, auf diesen Influencer-Zug aufzuspringen? Manche Marken machen aus Influencer-Marketing sogar den Schwerpunkt Ihrer Marketing-Strategie und investieren horrende Summen in Influencer-Kampagnen. 2020 soll allein in der DACH-Region knapp 1 Milliarde (!) Euro in Influencer Marketing investiert werden

Meine Interpretation dieses Wahnsinns – ich lasse mich auch vom Gegenteil überzeugen – ist, dass viele Marketer und Unternehmen einfach die Antwort auf die falsche Frage suchen: wie kriege ich mein Produkt / meine Marke am besten dort platziert, wo die Aufmerksamkeit gerade ist. Wie kriege ich am besten etwas untergejubelt, ohne dass meine Werbung zu auffällig ist?

Und die Antwort darauf sind heutzutage anscheinend Influencer, die sich thematisch sehr flexibel und kreativ zeigen können, wenn es darum geht die eigene Reichweite zu vermarkten.

Versteht mich nicht falsch: ich habe grundsätzlich gar nichts gegen Influencer, die jene Reichweite und Glaubwürdigkeit zu Geld machen – ich stoße auch hier und da auf Beispiele, bei denen das gut ankommt, völlig transparent kommuniziert wird und einen Nutzen bietet. Dennoch stelle ich mir die Frage: ist das nicht die Antwort auf die falsche Frage?

Denn die Frage im Kontext des Influencer Marketings ist eigentlich: wie kann ich in Zeiten des Internets, in der Aufmerksamkeit immer weiter zersplittert, meine Marketingziele erreichen? Wie kann ich Leute erreichen, die mittlerweile alles, was sie nervt, ausblenden / blocken können?

Werde zu dem, was Menschen interessiert

Wenn man seinen Ansatz grundsätzlich überdenkt und sich mal die Zeit nimmt, die Fragestellung auf das Wesentliche zu reduzieren, dann komme ich als Marketer und Kommunikator eigentlich zu dem Ergebnis: wir wollen Menschen erreichen und wollen, dass unsere Botschaften wahrgenommen werden und (die für uns richtigen) Zielgruppen sich für uns interessieren. So werden diese sich auch für unsere Lösung / Produkt / Dienstleistung interessieren.

Dafür haben wir (zumindest zeitlich betrachtet) begrenzte Ressourcen. Wir können entweder jede X Monate oder Jahre immer wieder Geld dafür ausgeben, diese Menschen auf Kanälen zu erreichen, die wir nicht kontrollieren und für die wir (meistens) bezahlen müssen. Oder wir nehmen uns die Zeit, das zu bekommen und zu bauen, was Menschen, in Verbindung mit unserem Unternehmen, interessiert.

Die eigentliche Frage ist also: wie bekomme ich Aufmerksamkeit und werde positiv wahrgenommen, so dass sich das positiv auf mein Geschäft auswirkt? Nicht „wo kann ich mir sie so erkaufen, dass Menschen nicht merken, dass ich Ihnen gerade etwas verkaufe“?

Aus meiner Perspektive sollten Unternehmen alles dafür tun, die für sie und Ihre (potenziellen) Kunden richtigen Themen zu identifizieren, zu erschließen, zu bespielen und nützlich zu kommunizieren. So bauen sie sich eine Reichweite, eine Community und verschaffen sich langfristig einen nachhaltigen Vorteil.

Und das ist keine Frage der Kampagne mit der man sich punktuell rühmen kann, denn langfristiger Nutzen schlägt kurzfristige Faszination.

Ja, aus meiner Sicht ist die Antwort auf Herausforderungen in der modernen Marketingkommunikation Content Marketing. Leider gibt es mittlerweile die unterschiedlichsten Auffassungen von dem, wie das genau aussieht, aber können wir uns auf „nützliche Kommunikation“ einigen?

Denn genau da liegen auch die größten Chancen. Und dorthin sollten die Investments schwerpunktmäßig dementsprechend fließen.

Nicht Richtung Schleichwerbung und peinlichen Instagram Posts.

Ich lasse mich auch gern vom Gegenteil überzeugen :-)