Vor einigen Jahren hatte ich noch mit Lampenfieber zu kämpfen… heute finde ich es (ab und zu) richtig toll, Wissen auf einer Bühne (analog oder digital) zu teilen. Wie kam es dazu? Gerne teile ich meine Erfahrung und ein paar Tricks.

Ich hatte das große Glück diese Woche (Stand März 2020) – zusammen mit meinem guten Freund und ehemaligen Kollegen Marcus Bilgeri – mir die Bühne auf der Contentixx in Berlin zu teilen – und das als Eröffnungs-Keynote für das Event, das trotz Corona Hunderte von Teilnehmer anlockte! In den Wochen davor hatten wir stundenlang an unserem Vortrag „Der No-Bullsh*t Guide zur Etablierung von Content Marketing in Unternehmen“ gearbeitet und die Essenz unserer Erfahrungen der letzten Jahre reingepackt.

Quelle: SEO Küche auf Twitter

Doch darum soll es hier nicht gehen. Den Vortrag werden wir noch verarbeiten und reichen sehr gerne Content hier bald nach ;-)

Nach dem Event reflektierte ich kurz… denn vor einigen Jahren hätte ich mir gar nicht vorstellen können, vor Hunderten von Leuten einen Vortrag zu halten… und ich dachte, dass es vielleicht dem ein oder anderen sogar helfen könnte, wenn ich meine Erfahrung und meine Tricks in einem Beitrag teile :-)

Ein einfacher Trick, um Lampenfieber abzulegen

Wenn Ihr Lampenfieber habt: ich kann das Gefühl sehr gut nachvollziehen… Lasst mich kurz ausholen und kurz zurück in die 2000er gehen.

Als ich 15, 16 Jahre alt war, war ich zwar nicht wirklich schüchtern, ich hatte aber auch kein besonderes Interesse daran, mit anderen – allgemein gesprochen – zu kommunizieren (lustig für einen Marketer). Das ist zwar ein wenig überspitzt formuliert, war aber schon eine Ausprägung. So hatte ich jahrelang eben auch ausgeprägtes Lampenfieber und ich wurde richtig nervös, wenn ich in der Schule vor mehr als 5 Leuten etwas erklären oder erzählen sollte.

Und eines Tages rief mich ein Lehrer auf, nach vorne zu gehen und – ich weiß nicht mehr genau was – vor der gesamten Klasse zu erklären oder vorzutragen. Ich stand auf und innerhalb der paar Sekunden, die es dazu braucht, sich nach vorne zu bewegen tat sich etwas in meinem Kopf. Ich dachte: „Sch**ss drauf, die haben doch eh alle nur Langeweile hier, kann nix schief gehen“. Und ich war ganz weit weg davon irgendein Klassenclown zu sein… Und es lief alles gut. Von da an, hatte ich dieses Lampenfieber tatsächlich grundsätzlich abgelegt.

Ich antworte das heute noch vielen, die mich Fragen „Und, bist du nervös?“ wenn ich Vorträge halte: „Ach die sind doch eh alle hier, weil es vom Büroalltag abwechselt / besser ist als zu Arbeiten.“

Natürlich stimmt das so pauschal nicht, aber es lockert das Ganze auf.

Es ist völlig normal, sich zu fragen „was werden die wohl von mir denken“ – es ist aber auch relativ einfach das abzulegen, wenn man merkt, dass keiner von den Menschen da sind, um schlecht über einen zu denken, zu reden oder zu urteilen. (vielleicht manchmal schon… aber eigentlich ist es auch völlig egal ;-) )

Einige Tipps, die dabei helfen, sich auf der Bühne wohl zu fühlen

Natürlich verspüre ich auch ein gewisses Maß an Stress. Je größer das Event, je größer der Druck, den du verspürst. Vor meiner ersten Keynote hatte ich auch Respekt…

Doch mit einigen Tricks, kann man sich schnell beruhigen und das ganze sogar richtig geil finden. Einige Kleinigkeiten die mir helfen teile ich gern, vielleicht hilft es Dir, lieber Leser, ja tatsächlich :-)

  • Bevor ich auf die Bühne gehe bereite ich das, was ich sagen möchte zwar sehr gut vor, schreibe aber nicht alles nieder! Das kann tödlich sein, denn zum Einen wird man sich NIE an alles Wort für Wort erinnern können und jeder im Publikum wird merken, dass es „runtergelabert“ wird, statt ehrlich und authentisch erzählt zu werden.
  • In den ersten Momenten, in denen ich auf der Bühne bin, starte ich so, als würde ich einen guten Freund in der Ferne sehen (vielleicht ist auch ein Freund / Bekannter im Publikum, das hilft) und schaue in die Gesichter. Das Publikum freut sich auch, wenn es das Gefühl hat, dass der Speaker das gerne macht! Dann lege ich schnell los mit einem Dank, da sein zu dürfen und wie es dazu kam (kurz!) oder ganz einfach mit einer schnellen Anekdote.
  • Während ich auf der Bühne stehe, blicke ich nie „in die anonyme Menge.“ Ich betrachte die Menschen vor mir nicht als „das große Publikum“, ich denke das wirkt auf jeden zumindest unterbewusst bedrohlich. Stattdessen blicke immer in einzelne Gesichter, am besten in den vorderen Reihen. Wenn ich jemanden finde, der lächelt, mal lacht oder besonders interessiert wirkt, fokussiere ich mich immer wieder eher auf ihn / sie während des Vortrags.
  • Ab und zu sollte man im Vortrag eine Frage parat haben und „in die Runde“ werfen. Die Interaktion ist gut für die Dynamik sowohl für Speaker, als auch für Zuhörer / Zuschauer. z.B. „wer ist zum ersten Mal hier?“
  • Während ich auf der Bühne bin, bewege ich mich möglichst viel (ohne hektisch zu sein), statt hinter dem Bildschirm zu bleiben (ja, da sind die Powerpoint Notizen ich weiß…). Bewegung macht den Vortrag nicht nur lebendiger, dynamischer für das Publikum, sie helfen mir persönlich auch, die richtigen Pausen zu finden, immer wieder in unterschiedliche Gesichter zu blicken… und es hält den Kreislauf einfach in Schwung ;-)
  • Ich nehme mich nie zu ernst. Wenn ich mal nicht weiter weiß (das kommt auch mal vor), mich verplappere oder eine Überleitung zu schnell mache… keine Panik, keiner kann perfekt sein. 99% der Menschen sind nicht da, um zu urteilen und haben Verständnis und Geduld, sollte man durcheinander kommen… und meistens schätzen sie es, wenn man sich dann auch nicht zu ernst nimmt.
  • Nach dem Vortrag stelle ich mich IMMER für Fragen zur Verfügung und sage dies mit einem Lächeln (!). Man sollte zeigen, dass man sein Wissen gerne teilt und noch etwas für diejenigen hat, die ggf. Rückfragen haben, weitere Tipps haben wollen usw. Zum Einen bietet es dann die Möglichkeit zu fragen, wie sie den Vortrag (wirklich) fanden – und man sollte auch danach fragen, was man hätte besser tun sollen – und zum Anderen lässt es für künftige Vorträge dieses Gefühl der „Anonymen Masse“ immer weiter verschwinden.

Wie bereits erwähnt: Nervosität und Respekt vor einem Vortrag lassen sich vermutlich nicht ganz ablegen. Aber das wäre auch schlimm, denn diese Nervosität fokussiert und hilft dabei, eben doch den Nötigen Respekt vor der Aufgabe in Qualität umzuwandeln.

Aufch wenn 400 Personen im Publikum waren und mir danach nur 5 sagen, dass sie es „super“, „sehr interessant“ oder sogar nur „diesen einen Punkt“ besonders spannend fanden, habe ich mehr erreicht, als hätte ich keinen Vortrag gehalten. Es werden nie ALLE deinen Content geil finden, aber du kannst auch nicht alles für jeden sein. ;-)

Ich hoffe diese Tipps helfen, wenn du, lieber Leser, auch mal mit Lampenfieber kämpfst…