Jedes Unternehmen lebt in seiner eigenen kleinen Welt, und somit auch die eigenen Mitarbeiter. Manchmal kann dies ganz charmant sein und zu einer starken Unternehmenskultur beitragen, bzw. einen starken Zusammenhalt mit sich bringen. Doch was ich zahlreichen Unternehmen bereits beobachtet habe, trägt zu – schlicht gesagt – einfach schlechterem Marketing bei.

Ich persönlich werde da tatsächlich hellhörig, weil es oft eine verzerrte die Sicht auf die Realität aufdeckt und sich dies oftmals auch nicht gut mit der Idee der „Customer Centricity“ verträgt.

Es sind oft kleine Sachen, die einem den Floh ins Ohr legen können. So zum Beispiel wenn man intern von „Mitbewunderern“ oder „Marktbegleitern“ spricht, statt einfach von „der Konkurrenz“. Oder wenn man aufmerksamkeitsstarke Konzepte aufgreift, um sich hier zu positionieren, dies aber nur aus der eigenen Perspektive tut und dabei gerne mal so agiert, als hätte man als einziger die Antwort auf die Herausforderung.

Dies geschieht in den letzten Jahren stark mit dem Konzept der Customer Experience.

Dabei ist das Wahrnehmungsziel bei der Positionierung in einem bestimmten Themenfeld die derMeinungs- und / oder Kompetenzführerschaft. Und doch wirkt vieles von dem, was Teilnehmer (Berater, Unternehmen usw.) als Beitrag zu diesem Thema im Rahmen der eigenen Vermarktung leisten, insgesamt sehr inhaltslos und vor allem fachlich zweifelhaft.

Betrachtet man dies aus der Brille des Empfängers, ist ein „so-geht-customer-experience“ Beitrag (als Beispiel) bestenfalls unvollständig und sogar schlimmstenfalls eine plumpte – wenn auch nicht böse gemeinte – Lüge, um etwas schnell(er) zu verkaufen. Es kann sogar kontraproduktiv sein: denn wenn ich den Head of Customer Experience oder den Marketingleiter in Unternehmen ansprechen möchte und diesem versuche zu erklären, dass meine innovative Lösung für personalisierte Banner-Werbung (oder was auch immer) die ultimative Antwort auf seine CX-Herausforderungen ist, bin ich einfach nicht glaubwürdig und kann hier sogar durchaus inkompetent wirken…

Mich persönlich würde es mehr beeindrucken, wenn ein Unternehmen offen kommunizieren würde: „tatsächlich sind wir nur ein kleiner Teil der Lösung und es bedarf vieler Schritte, um das Thema vollständig zu (be)greifen, anzupacken und umzusetzen. Aber einen Baustein haben wir.“ Und MEHR AUCH NICHT.

Ich bin ein großer Fan der „brutalen Ehrlichkeit“ im Marketing (es muss ja nicht immer so krass umgesetzt sein, wie in diesen Beispielen). Und ich bin auch fest davon überzeugt, dass Unternehmen, die sich auf Buzzwords stürzen, um dort einfach mitzuspielen, sich keinen Gefallen damit tun. Wie ich in meinem Beitrag „ohne Brücke zum Nutzen riskiert man den Bullsh*t“ bereits erläutert habe, gilt es Kompetenz glaubhaft und langfristig zu untermauern, und nicht einfach nur „mitzureden“. Oder wie Robert Rose sagt: „Traditional Marketing is telling the world you’re a rock star. Content Marketing is showing the world you are one.”

Oberflächlichkeit ist ein Thema. Doch ein anderer Aspekt ist die Betrachtung eines Thema aus Sicht des eigenen Angebots oder der Features, die ein Produkt bietet. Auch das halte ich für falsch und schlichtweg flach. Damit meine ich, wenn kommuniziert wird, indem ein bestimmtes Thema aufgegriffen wird, im Subtext aber stets nur auf Elemente eingegangen wird, was das eigene Produkt oder die Dienstleistung adressieren kann. Nach dem Muster „ich zeige dir das Problem, wenn du es aber lösen willst, muss du X kaufen / nutzen.“

So dargestellt würde man jetzt meinen: das ist aber flach. Ja, ist es auch. Aber genau das ist in sehr vielen Bereichen noch der „Standard“.

Das trägt meines Erachtens heutzutage nicht zur Glaubwürdigkeit in der Selbstvermarktung bei und könnte sogar schädlich sein.

Es wäre utopisch zu denken, dass Marktteilnehmer dies irgendwann alle erkennen und wir nur noch spannende und ehrliche Beiträge zu fachlichen Themen genießen können. Aber wir können uns alle die Frage stellen: bin ich gerade ehrlich in der Betrachtung des Themas (auch wenn ich es zu Selbstvermarktungszwecken aufgreife) ? Oder behandeln wir das Thema gerade NUR aus unserer Perspektive?

Und ich denke diese Denkübung sollten wir alle ab und zu machen :-)